Veronika Dirnhofer
Die Wiener Malerin Veronika Dirnhofer lotet in ihren Gemälden und Zeichnungen das ambivalente Spannungsverhältnis zwischen Abstraktion und Figuration aus. In den letzten zwei Jahren hat sie sich verstärkt mit der Struktur des Gedächtnisses und den Zeichen und Bildern von Erinnerung und Vergessen auseinandergesetzt. Diese künstlerische Reflexion von Formen der Vergangenheitsbewältigung hat ihre Palette nachhaltig reduziert und im Gegensatz zu ihren teils grellen und farbexplosiven Bildschöpfungen der vorangegangenen Jahre, Bilder in changierenden Schwarz- und Grautönen hervorgebracht.
Die Spannbreite von Landschaftsdarstellungen und
-bedeutungen, die auch ihre neuesten Zeichnungen prägt, sieht die Künstlerin in Zusammenhang mit den abstrakten Tendenzen in ihrem Werk. Landschaft existiert nicht nur als geografische Realität, sondern auch als inneres Bild des Menschen. Als Matrix natürlicher und kultureller Prozesse dient sie als Projektionsfläche für Bedeutungen, Erinnerungen und Vorstellungen.
Die Landschaftsdarstellungen der Romantik waren Allegorisierungen von Ideen, symbolische Naturbilder, die abstrakte Gedanken durch Landschaften versinnbildlichten. Diese Spannung zwischen „Naturwahrheit und Kunstwirklichkeit" (Werner Hofmann) zeichnet auch Dirnhofers Zeichnungen aus. Es sind keine real existierenden Landschaften, die sie mit dem Kohlestift festhält, auch keine idealisierten Naturdarstellungen, sondern imaginäre Landschaften, die aus einer Verschränkung von Erinnerung, Erfahrung und Reflexion erwachsen. Landschaftliche Details wechseln mit gestischen Spuren, klare Linien treffen auf stürmische Verwischungen, dunkle Verdichtungen auf Leerstellen, deren Bedeutungsfelder jeweils jenseits des Visuellen zu liegen scheinen.

Text: Roman Grabner, 2011
Quelle: Ausstellung on-line - Schnittstellen österreichsicher Zeichnung, courtesy artepari, Graz, 2011

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